Erster Gottesdienst für Hörgeschädigte in Sachsen/Thüringen

In der Gebietskirche Sachsen/Thüringen wurde erstmals ein Gottesdienst für Hörgeschädigte gehalten. Als Gottesdienstort war Leipzig gewählt worden, da es hier traditionell zahlreiche Einrichtungen für Hörgeschädigte gibt. Der Gottesdienst fand in der Kirche Leipzig-Mitte statt und wurde von Bischof Rainer Knigge aus Niedersachsen geleitet.

Am 31. Oktober 2004 war es soweit: In der Gebietskirche Sachsen/Thüringen wurde erstmals ein Gottesdienst für Hörgeschädigte gehalten. Als Gottesdienstort war Leipzig gewählt worden, da es hier traditionell zahlreiche Einrichtungen für Hörgeschädigte gibt. In der ehemaligen DDR war Leipzig das Zentrum für Hörgeschädigte. Im Vorfeld des Gottesdienstes war mit Plakaten, Einladungskarten und Flyern in den verschiedenen Hörgeschädigten-Einrichtungen sowohl in Leipzig als auch in den Kirchenbezirken auf das geplante Ereignis aufmerksam gemacht worden.

Der Gottesdienst fand in der Kirche Leipzig-Mitte statt und wurde von Bischof Rainer Knigge aus Niedersachsen gehalten. Begleitet wurde der Bischof von Priester Lutz Mayet. Dieser beherrscht ebenfalls die Gebärdensprache und gehört zum Kreis der Seelsorger der "Hörgeschädigten-Gemeinde" in der Gebietskirche Niedersachsen.

Neben der Gemeinde Leipzig-Mitte waren zu diesem Gottesdienst ca. 25 Hörgeschädigte gekommen. Acht davon waren Glaubensgeschwister aus Berlin, die die Gelegenheit für einen gemeinsamen Ausflug nach Leipzig nutzten. Aus Leipzig waren etliche Gäste der Einladung gefolgt und erlebten nun zum ersten Mal einen Gottesdienst in der Neuapostolischen Kirche.

Der Bischof legte dem Gottesdienst das Bibelwort Philipper 4,4.5 zugrunde: "Freuet euch in dem Herrn allewege, und abermals sage ich: Freuet euch! Eure Güte lasst kund sein allen Menschen! Der Herr ist nahe!" Mit diesem Wort hatte der Stammapostel am 10. Oktober 2004 in Celle gedient. Zum besseren Verständnis war dieses Wort mit auf ein Liedblatt gedruckt, das die Texte der Chorlieder enthielt und den Hörgeschädigten vor Gottesdienstbeginn ausgehändigt worden war.

Nach dem Verlesen des Textwortes gab der Bischof zunächst einige Erklärungen für die Hörenden. Manche Worte sind den Hörgeschädigten schwer verständlich zu machen, weil es für sie gar keine oder keine einheitliche Gebärde gibt. Zu diesen Worten zählt z.B. das Wort "Güte". Deshalb hatte es der Bischof mit großen Buchstaben auf ein Blatt Papier geschrieben, das er dann deutlich sichtbar hochhielt. Weiter erklärte der Bischof, dass es für den am Altar Dienenden wichtig sei, ständig Blickkontakt zu den Hörgeschädigten zu haben, damit diese vom Mund ablesen können. Aus diesem Grund sei es auch wichtig, langsam und deutlich zu sprechen und ggf. etwas zu wiederholen. Den Hörenden wurde so bewusst gemacht, welch schwere Behinderung es ist, nicht hören zu können.

Für alle Gottesdienstteilnehmer war das Dienen des Bischofs ein besonderes Erleben. Im Interesse der Hörgeschädigten waren die von Gebärden begleiteten Sätze in einfacher Sprache gehalten. Gelegentlich fragte der Bischof, ob das Gesagte verstanden worden sei.

Zum Mitdienen wurde zunächst der Bezirksälteste Klaus Brigmann aus Weimar gerufen. Dieser hatte von 1983 bis zum seinem Wegzug 1995 dem Bezirk Leipzig vorgestanden. Da der Bezirksälteste in diesem Monat altershalber in den Ruhestand gesetzt wird, war es für die Gemeinde eine besondere Freude, ihn noch einmal am Altar dienen zu hören. Das Dienen wurde von Priester Mayet Satz für Satz in die Gebärdensprache übersetzt.

Anschließend rief der Bischof den Priester Andreas Krämer aus Leipzig-Mitte an den Altar. Dieser war für die hörgeschädigten Glaubensgeschwister aus Berlin ein guter Bekannter, da er bis zu seinem Wegzug im Jahre 1997 als Diakon in der Seelsorge für Hörgeschädigte in Berlin tätig war. Priester Krämer beherrscht die Gebärdensprache, so dass sein Dienen nicht übersetzt werden brauchte.

Zur Freude aller trug dann ein kleiner Chor aus Kindern und Jugendlichen die erste Strophe des Liedes "Lasst die Herzen immer fröhlich" in Gebärdensprache vor. In Vorbereitung des Gottesdienstes hatte der Chor das Singen mit Gebärden fleißig geübt. Den Hörgeschädigten war ihre innere Bewegung beim Erleben dieses Liedvortrages deutlich anzusehen.

Nach der Feier des Heiligen Abendmahles kam noch eine Besonderheit: Der Bischof spendete zwei Ehepaaren den Segen zur Silberhochzeit. Priester Mayet übersetzte simultan in die Gebärdensprache.

Am Ende des Gottesdienstes gab Bischof Knigge den Termin des nächsten Gottesdienstes für Hörgeschädigte in Sachsen/Thüringen bekannt: 23. Januar 2005 in der Kirche Delitzsch

Nach dem Gottesdienst hatten die Hörgeschädigten und ihre Begleiter Gelegenheit, sich bei einem Imbiss im kleinen Saal der Kirche Leipzig-Mitte kennen zu lernen und Kontakte zu knüpfen. An diesem Zusammensein nahmen auch Glaubensgeschwister teil, die die Gebärdensprache beherrschen, und solche, die sie erlernen wollen um auf diese Weise die Seelsorge für Hörgeschädigte zu unterstützen.

Dieser erste Gottesdienst für Hörgeschädigte in Sachsen/Thüringen hat gezeigt, dass günstige Voraussetzungen bestehen, aus diesem Anfang ein regelmäßiges Angebot entstehen zu lassen.

seta

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