Kammerchor Wilhelmshaven:
Konzertreise nach Rom

Der Kammerchor Wilhelmshaven der Neuapostolischen Kirche ist im letzten Jahr von der Klassik-Radio-Jury unter die 46 besten Chöre beim „Deutschen Chorgipfel 2018" und von den Radiohörern zum Gewinner des Wettbewerbs gewählt worden. So durfte sich der Chor über den Gewinn freuen: Eine Konzertreise nach Rom – und nun war es endlich soweit.

Ein Konzert in der Basilika Sant‘Ignazio di Loyola, die Teilnahme an der Papstaudienz und die musikalische Gestaltung der Heiligen Messe im Petersdom standen auf dem Programm der Konzertreise des Kammerchores Wilhelmshaven, vom 25. bis 28. November 2019.

Intensive Vorbereitung

„Auf dem Weg nach Rom“, unter diesem Motto bereitete sich der Kammerchor Wilhelmshaven auf seine besondere Konzertreise vor. „Es war uns wichtig, bereits vor den Aufführungen in Rom etwas Konzerterfahrung zu sammeln“, erklärt Chorleiter Gerrit Junge. „Also haben wir das Programm schon an verschiedenen Orten präsentiert: in Hohenkirchen / Wangerland, Bremen und Wilhelmshaven.“

Trotz der vielen Vorbereitungen sei es für die Sängerinnen und Sänger bis zuletzt aufregend gewesen, da für das Konzert in der Basilika Sant‘Ignazio, einer der größten Kirchen Roms, nur etwa eine Stunde Probenzeit zur Verfügung standen. Das sei recht wenig Zeit, um sich an die Akustik und eindrucksvolle Kulisse zu gewöhnen.

Konzert in der Basilika Sant‘Ignazio di Loyola

Das Konzert in der Basilika Sant‘Ignazio di Loyola stand unter dem Motto „Liebe – Licht – Leben“ und beschäftigte sich inhaltlich in drei Teilen des Programms mit eben diesen Schlagworten. Die Organisten Timo Schmidt und Andreas Ostheimer ergänzten das Programm mit romantischen Orgelwerken.

Die im 15. Jahrhundert erbaute Kirche mit einer Raumlänge von über 80 Metern sowie einer Breite von 43 Metern sticht von den bisherigen Konzertorten des Chores deutlich hervor. Die Kirche ist vor allem für ihre besonderen Fresken des Künstlers Andrea Pozzo bekannt, ein Meister der perspektivischen Malerei.

Treffen mit Papst Franziskus

Dem Papst ganz nahe sein – das konnten die Sängerinnen und Sänger am Mittwochmorgen bei der Generalaudienz mit Papst Franziskus vor dem Petersdom. An jeder Audienz nehmen etwa 10.000 Gläubige teil. Mit dabei waren auch Apostel Rolf Camenzind, zuständig für die Neuapostolische Kirche in Italien, und die Delegierten der Arbeitsgruppe Kontakte zu Konfessionen und Religionen (AG KKR) der Neuapostolischen Kirche. Sie nutzten diese Reise, um Gespräche mit Vertretern der römisch-katholischen Kirche und der Ökumene zu führen.

Es war das dritte Mal, dass sich die AG KKR mit dem Präsidenten des Päpstlichen Einheitsrats, Kardinal Kurt Koch über kirchenpolitische Themen unterhielt. So wurde unter anderem die Frage nach der neuapostolischen Interpretation des Begriffs „Brautgemeinde“ diskutiert.

Im Anschluss besuchte die AG KKR die Deutsche Botschaft am Heiligen Stuhl. Der autonome Staat in Rom unterhält Beziehungen zu 182 Staaten in der Welt. Im Gespräch mit Botschafter Dr. Michael Koch konnte die Arbeitsgruppe die Neuapostolische Kirche vorstellen.

Botschafter in doppelter Funktion

Neben den großartigen musikalischen Erlebnissen und Erfahrungen, habe sich laut Gerrit Junge auch der Chor als Botschafter der Neuapostolischen Kirche verstanden und für ein herzliches ökumenisches Miteinander geworben. Gleichzeitig sehe sich der Chor aber auch als Botschafter ihrer Heimatstadt Wilhelmshaven.

„Der Wilhelmshavener Oberbürgermeister selbst, Carsten Feist, gab uns eine offizielle Grußbotschaft aus unserer Stadt mit, die wir dem deutschen Botschafter am Heiligen Stuhl überbringen durften“, freute sich Gerrit Junge. Am selben Tag folgte noch ein Interview bei der Vatican.news.

Heilige Messe im Petersdom

Am Mittwochnachmittag erlebte der Chor einen weiteren Höhepunkt und gleichzeitig den Abschluss der Konzertreise: „Wir hatten großen Respekt davor, sozusagen im ‚Herzen der katholischen Kirche‘, im Petersdom nicht nur an der Heiligen Messe teilzunehmen, sondern diese auch musikalisch, also inhaltlich mitzugestalten“, erklärte Gerrit Junge.

Auf dem Programm standen drei englische Titel: „Peace“ von Paul Mealor, „Set me as a seal upon your heart“ von René Clausen und „God so loved the world” von Bob Chilcott. Zum Sanctus, der letzte Teil der Heiligen Messe, trug der Chor das Lied „Heilig, Heilig, Heilig“ von John Bacchus Dykes und zum Abschluss das lateinische Lied „Lux aeterna“ von Edward Elgar vor.

Dankbarkeit für das Erlebte

Der Chor sei dankbar, dass diese Reise durch die Einladung des deutschen Radiosenders „KlassikRadio“ ermöglicht wurde. „Normalerweise müssen Chöre, die in Rom konzertieren möchten, diverse Genehmigungsverfahren durchlaufen“, so Gerrit Junge. Aber aufgrund der Kooperation des Radiosenders mit der römischen Agentur Courtial International, die offizielle musikalische Events im Vatikan veranstaltet, und des jahrelangen Aufbaus von Kontakten nach Rom durch neuapostolische Mitglieder, sei dies überhaupt möglich gewesen.

Der Kammerchor Wilhelmshaven wurde 1995 von Gerrit Junge gegründet. Er besteht derzeit aus etwa 50 ambitionierten Sängerinnen und Sängern, deren gemeinsames Interesse in der Beschäftigung mit A-cappella-Literatur der vergangenen fünf Jahrhunderte liegt.

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