Gemeindezentrum Hannover-Süd geht in die Planung

Gemeinden zukunftsfähig machen - Kräfte bündeln, so lauteten wichtige Stichworte aus dem erneuten Impuls des Bezirksapostels vor rund zwei Jahren. In 2010 griffen die Gemeindevorsteher der Gemeinden in Hannover diesen Impuls auf und begannen mit Überlegungen über die Zukunft der Gemeinden in der Stadt.

Die Tatsache abnehmender Ressourcen an zukünftigen Gemeindeleitern, Amts- und Funktionsträger(innen), die Berücksichtigung der zu erwartenden Entwicklung der Mitglieder und damit auch der zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel führte zwangsläufig zu einer Standortanalyse. Dazu wurden zusätzlich betrachtet die

  • Kenndaten über die Zustände der Gebäude nach „Stratus“ (Stratus ist eine Software zur Berechnung mittel- und langfristiger Kosten zum Unterhalt und Erhalt von Bauten)
  • Betriebskosten und
  • in den nächsten Jahren zu erwartenden Erhaltungsaufwendungen.

Als weitere Vorgabe wurde gesetzt, dass der Standort für die Gemeindemitglieder aus dem Stadtbereich gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln und auch in angemessener Zeit mit dem PKW erreichbar sein soll.

Das Ergebnis überraschte etwas: Zwei Standorte sind ausreichend, einer im südlichen und einer im nördlichen Stadtbereich. Für beide möglichen Standorte wurden dann Grundstücke gesucht. Kriterien waren dabei ebenso

  • die Möglichkeit einer angemessenen Repräsentation und
  • die Flexibilität des Grundstücks in Bezug auf weitere Nutzungen.

Da im Süden von Hannover kein freies Grundstück zu finden war, konzentrierten sich die weiteren Überlegungen auf den Standort Hannover-Wülfel (Südstadt) sowie ein noch zu erwerbendes Grundstück in der Nordstadt.

So entstand ein Vorschlag für die strukturelle Weiterentwicklung, er wurde der Kirchenleitung vorgelegt. Der Zustimmung folgte der Auftrag, zunächst den Standort Hannover-Süd als Pilotprojekt zu untersuchen.

Die Bauabteilung prüfte die voraussichtlichen Neubaukosten im Vergleich zu den Unterhaltskosten für die bestehenden Objekte bis zum Jahr 2025. Der Standort Hannover-Süd würde für die jetzigen Gemeinden H.-Mitte (Bj. vor 1920), H.-Wülfel (Bj. vor 1930), H.-Misburg (Bj. 1957) und H.-Anderten (Bj. 1989) ein neues Zuhause in Form eines zeitgemäßen Gemeindezentrums bieten.

Für die genannten Kirchengebäude würden in den kommenden Jahren Anpassungen hinsichtlich geforderter Fluchtwege und der Schaffung von Barrierefreiheit sowie für notwendige Erhaltungsaufwendungen Investitionen nicht unter 2 Mio EUR anfallen. Dieser Kalkulation lagen Werte aus der Bausoftware „Stratus“ zugrunde.

Da gegenüber den vier bestehenden Kirchen für das neue Kirchengebäude nur ca. 500 Sitzplätze erforderlich wären, böte der Neubau neben vielen Vorteilen eines zeitgemäßen Kirchenzentrums die Möglichkeit, die Überkapazität an Sitzplätzen im Stadtbereich Hannover abzubauen. Ergänzend käme hinzu, dass im Vergleich zu den vier Kirchengebäuden für den Neubau nur noch 20% der bisherigen Ausgaben für Betriebskosten anzusetzen wären – immerhin ca. 32 T EUR Ersparnis pro Jahr.

Aufgrund dieser Untersuchungen wurde eine konkrete Planung von der Kirchenleitung beauftragt. Es folgte Anfang 2011 eine Präsentation für alle betroffenen Gemeinden. Eingeleitet wurde sie mit einem Schreiben des Bezirksapostels, das unter dem Gedanken stand, „Wir müssen handeln, solange wir noch genügend Kräfte und Mittel dafür haben!“ Die Zielsetzung hieß:

  • Zusammenrücken in starken Gemeinden, in denen wir das Miteinander segensreich für alle gestalten können,
  • Kirchengebäude mit angemessenen Räumlichkeiten und geringem Aufwand für Unterhalt und Erhaltung.

Die Vorschläge zur Umstrukturierung wurden von den Gemeindemitgliedern mehrheitlich positiv aufgenommen, das zeigte sich u.a. an der Beteiligung von mehr als 60 Gemeindemitgliedern, die in Arbeitskreisen Input für die Planungsvorgaben erarbeiteten.

Es darf nicht verschwiegen werden, dass damit für die Mitglieder aus den vier Gemeinden Veränderungen verbunden sind, deren Verarbeitung Zeit und Gespräche braucht. Bezirksapostel Klingler griff die damit verbundenen Bewegungen im Gottesdienst am 31. Dezember 2011 in Hannover-Mitte auf, als der davon sprach, dass Veränderungen dem einen oder anderen Angst und Sorge bereiten könnten. Er nehme das sehr ernst, mache aber auch deutlich, dass in jeder Veränderung eine große Chance liege - Veränderungen seien nicht zwangsläufig Bedrohungen.

Da das Grundstück in Hannover-Wülfel nach Rücksprache mit der Stadt weitere Nutzungsmöglichkeiten vorsieht, entschied die Kirchenleitung den Bau von angegliederten barrierefreien Wohnungen zu prüfen, denn es besteht zunehmend Bedarf an altengerechten Wohnungen im Stadtbereich Hannover. Dies deckt sich mit dem Wunsch zahlreicher älterer Gemeindemitglieder nach einem kurzen Weg zum Gottesdienst.

Um den Nutzungsgrad der Nebenräume der Kirche zu erhöhen, bietet sich an, diese Flächen auch der gemeinschaftlichen Nutzung durch die Bewohner zur Verfügung zu stellen; damit wäre zugleich eine Beteiligung an den Betriebskosten verbunden.

Darüber hinaus gab es Gespräche mit der Musikschule Hannover, die im Bereich Hannover-Wülfel Räume anmieten möchte und großes Interesse an einer Nutzung hat.

Aus den Arbeitsgruppen kam der Wunsch, eine Ganztagesbetreuung (in Niedersachsen: Großtagespflege) für Kinder anzubieten.

So kann in Hannover-Wülfel ein Gemeindezentrum mit ca. 1.600 qm Nutzfläche entstehen, das in der Woche belebt ist. Gleichzeitig können durch Verteilung der Betriebs- und Erhaltungskosten auf viele Nutzer die laufenden Kosten minimiert werden.

Die Nutzungsmöglichkeiten der Gesamtanlage kommen der Gemeinde ebenso zugute, was bei einem ausschließlich für kirchliche Zwecke errichteten Gebäude niemals möglich wäre. Ferner besteht die Möglichkeit, die seit Jahren an einem Sonntag stattfindenden Unterrichtsblöcke für Religionsschüler und Konfirmanden parallel zu Gottesdienst und Sonntagsschule anzubieten, ohne dafür eine Gemeinde „ausladen“ zu müssen, weil ihre Kirche für diesen Unterricht benötigt wird.

Die Gruppenergebnisse wurden abgestimmt und in einem Pflichtenheft zusammengefasst. Daraus entstanden Unterlagen für einen Architekten-Wettbewerb, der in Zusammenarbeit mit dem Baudezernat der Landeshauptstadt Hannover ausgelobt worden ist. Die Vorschriften für diesen Architekten-Wettbewerb erfordern, dass Details daraus bis zum Abschluss nicht veröffentlicht werden. Das von den Arbeitsgruppen erarbeitete Pflichtenheft, das zu großen Teilen Basis für die Wettbewerbsunterlagen ist, liegt bereits in den vier Gemeinden aus.

Am 24. Januar 2012 fand in der Verwaltung der NAK in Hannover ein Kolloquium statt, bei dem das Preisgericht mit den am Wettbewerb teilnehmenden Architekturbüros zusammentraf und die zu den Ausschreibungsunterlagen bestehenden Fragen beantwortete. Bis Ende April haben die teilnehmenden Architekten nun Gelegenheit zum Einreichen ihrer Wettbewerbsarbeiten.

Nach Abschluss des Wettbewerbs wird dann ab Mai 2012 über die Verwendung eines Entwurfs entschieden. Anschließend folgt das Verfahren zur Änderung des Bebauungsplanes (ca. 1 Jahr) und parallel dazu die Ausführungsplanung. Baubeginn könnte ca. Aug./ Sept. 2013 sein. Die Fertigstellung ist für Ende 2014 geplant.

J.L.

Modellbau Czylwik & Lotze